Qualitätsfernsehen: Bildung oder Unterhaltung?
Was wünscht sich der Zuschauer?
Qualität spielt in den meisten Lebensbereichen eine wichtige Rolle, egal ob im Wohnumfeld, der Bildung, Literatur oder bei Lebensmitteln. Als Antagonist von Quantität ist Qualität meistens etwas Begehrliches, und je rarer sie gestreut ist und umso mehr man für sie investieren muss, desto stärker wächst das subjektive Bedürfnis nach ihr. In der Fernsehlandschaft schwindet zunehmend die Qualität, proklamieren Politiker, Pädagogen, Medienwissenschaftler und Feuilletonisten.
So häufig der Qualitätsbegriff diskutiert und beschrieben worden ist, so undifferenziert und subjektiv ist er gehalten. Die Thematik Qualitätsfernsehen hat mittlerweile eine Ebene erreicht, die in ihrer Diskussionsradikalität (Unterschichtenfernsehen, Volksverdummung) manchmal ebenso willkürlich wie diskriminierend verläuft.
Ziel der vorliegenden Studie, die von HumanLink im Auftrag von EL CARTEL MEDIA durchgeführt wurde: die hitzig geführte Debatte um die Qualität des deutschen Fernsehens unter anderen Gesichtspunkten betrachten. Und: Ein Blick aus der bislang weitestgehend vernachlässigten Perspektive des Zuschauers. Die Auswirkungen der Qualitätsdiskussion auf die Werbung sowie die Ansprüche der TV-Konsumenten stehen dabei ebenso im Zentrum der Untersuchung wie eine Qualitätsbewertung der deutschen Fernsehlandschaft im Kräfteringen zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern.
Die Erhebung der Studiendaten erfolgte in zwei Wellen. Die erste fand 2005 statt - dabei wurde die Sichtweise der Fernsehzuschauer in einer Telefonumfrage mit 714 Befragten im September/Oktober sowie in einer qualitativen Befragung in Form von sechs zweistündigen Gruppendiskussionen mit jeweils acht Teilnehmern ermittelt. Die zweite Untersuchung fand im Juni 2007 online mit 1235 Teilnehmern statt. Vorliegende Studie nimmt vorrangig Bezug auf die Ergebnisse der zweiten Welle.